Redecker ist einer der letzten handwerklichen Bürstenhersteller Deutschlands. Von Versmold aus werden Bürsten in die ganze Welt verschickt.

Praktisch, natürlich, schön: So fasst das 1935 gegründete Bürstenhaus Redecker selbst seine Philosophie zusammen. Denn während die meisten Unternehmen industrielle Ware aus Kunststoffen produzieren, arbeitet man bei Redecker am liebsten mit Naturmaterialien.

Naturmaterial Holz

Ob Staubwedel, Besen oder Schuh-, Kleider-, Haar- und Reinigungsbürste: Das Design der Redecker-Produkte folgt der Funktion und nutzt die individuellen Strukturen und Formen von Holz, Borste und Naturfaser. Gerade beim Bürstenbesatz werden Materialien aus aller Welt benötigt – und wenn die Qualität nach eigenen Angaben nicht ausreicht, weicht man bei Redecker dennoch nicht auf minderwertiges Material oder auf Kunststoffe aus. „Lieber lassen wir uns etwas neues – oder ganz altes – einfallen: Für unsere Urholz-Produktlinie haben wir alte Eichenbohlen und -balken aus den Ställen alter Bauernhäuser verwendet“, heißt es z. B. auf der Homepage. In sensiblen Bereichen wie Körperpflegeartikeln kommen zudem nicht-chemische Methoden zum Einsatz, um Holz feuchtigkeitsunempfindlich zu machen: Die Thermoholz-Sortimente sind dafür ein Beispiel.

Vergessene Produkte

Die Produktion findet noch in weiten Teilen am Firmenstandort in Bockhorst bei Versmold statt. Von hier aus gelangen die Redecker-Produkte in die ganze Welt – von Australien bis Japan, von Frankreich bis nach Amerika. Neben Neuheiten gehören auch noch Bürsten-Modelle zum Sortiment, die Friedrich Redecker vor 50 Jahren das erste Mal gebaut hat. Oder solche, die zu Unrecht über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten sind: beispielsweise eine Blätterbürste, wie sie schon die Gärtner in den Orangerien von Kaiser Wilhelm II. benutzt haben.

Familienunternehmen in dritter Generation

Gegründet hat die Bürstenmanufaktur Friedrich Redecker, der im Verlauf seiner Kindheit langsam erblindete und als Jugendlicher in der Blindenschule in Soest das Bürstenmacherhandwerk erlernte. Nach seiner Ausbildung baute sich der sogenannte „Friedel, der Boss“ eine kleine Firma auf, mit der er seine Frau, seine drei Söhne und sich selbst ernähren konnte. Als nach seinem Tod mit 72 Jahren zunächst keiner seiner Söhne das Handwerk und Unternehmen fortführen wollte, entschlossen sich Gernot Redecker, der jüngste Sohn, und seine Frau, die noch vorhandenen Materialien aufzuarbeiten und das Bürstenhaus Redecker zunächst kurzfristig in eigener Regie weiterzuführen.

Ideenwerkstatt in Versmold

Aufgrund des Erfolges auf dem 1987 stattfindenden Köhlerfest in Borgholzhausen bestellten die Redeckers Materialien nach. Produziert wurde im eigenen Keller, ein Wohnzimmer diente als Büro und die ersten Mitarbeiter stellten sich ein. Zug um Zug entstand in Versmold eine echte Ideenwerkstatt, in der bis heute ständig neue Artikel entwickelt und bisherige verbessert werden. Auch ein Ladengeschäft im nahegelegenen Bad Rothenfelde und auf der Insel Sylt sind inzwischen hinzugekommen. Geführt wird die Manufaktur Redecker mit etwa 40 Angestellten seit 2009 von Felix Redecker und seiner Frau Jana.